Dietmar Dehs
malerei in kommunikation
Kunst ist eine Mitteilung.
Jede Struktur, jeder Zug der Rolle, ist ein Akt der Kommunikation –
kein Transport von Information, sondern Ausdruck der Gegenwart.
Meine Werke sind Räume, in denen wir uns selbst begegnen können –
eine Gelegenheit.
über mich
1962 in Bremen geboren, wuchs ich zwischen Handwerk und Material auf – in der Werkstatt meines Vaters, wo Struktur, Form und Farbe alltäglich waren. Bevor Kunst für mich ein Begriff war, begann ich zu experimentieren – mit Flamme, Kunststoff, Holz und Farbe. Nicht aus Konzept, sondern aus Neugier, aus einem inneren Drang nach Ausdruck und Mitteilung.
Seit den 1980er-Jahren male ich. Anfangs Aquarelle und Mischtechniken, dann zunehmend großformatige Arbeiten, in denen Struktur, Rhythmus und Bewegung bestimmend wurden. 1996 richtete ich mein erstes Atelier in einer Garage in Lüneburg ein – dort begann meine intensive Auseinandersetzung mit Interferenzmustern und visueller Resonanz.
Ich arbeite mit der Rolle, um flächige Muster zu erzeugen, die wie ein Echo vibrieren. Schon früh beschäftigte ich mich mit den Prinzipien des räumlichen Sehens: Stereo-Fotografien, Experimente und Studien zur Wahrnehmung.
Daraus entwickelte ich das Prinzip der Interferenz von Wiederholungsmustern – ein Bild als Feld, in dem Schwingungen aufeinandertreffen und Kommunikation sichtbar wird.
So entstehen Kompositionen, in denen sich räumliche Ebenen bewusst staffeln. Viele meiner Arbeiten entfalten beim Betrachten mit der Kreuzblick-Methode einen außergewöhnlich tiefen, stereoskopischen Effekt – als ob man selbst Teil dieses Gesprächs von Strukturen wäre.
Doch es geht mir nicht um den Effekt. Entscheidend ist die Erfahrung: Abstrakte Formen werden als Raum erlebt – eine paradoxe Wirklichkeit, die zwischen Wahrnehmung und Vorstellung entsteht. In diesem Moment öffnet sich ein Resonanzraum; Kommunikation zeigt sich als Raum, der Wirklichkeit hervorbringt.
Seit 2024 bilde ich mit dem Wiener Künstler Manfred Walter das Duo Gedankenwelt, das wir im selben Jahr gegründet haben. Unser erster Zyklus entstand im selben Jahr: Jeweils zwölf abstrakte Bilder – zwölf Innere Stimmen und zwölf korrespondierende Räume. Aus wöchentlichen Begegnungen über Zoom entwickelte sich so eine Serie von 24 Leinwänden, die didaktisch und ontologisch zugleich angesetzt ist: Sie macht unsere Beschwerden und Zweifel erfahrbar – und öffnet den Raum, die „innere Stimme“ zu objektivieren und zu extrapolieren.
malerei in kommunikation
Das Werk von Dietmar Dehs entfaltet sich im Spannungsfeld zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit.
Ausgangspunkt ist die Überzeugung, dass der Mensch nicht auf sein physisches Erscheinungsbild reduzierbar ist, sondern als schöpferische Möglichkeit existiert.
In diesem Verständnis ist Kommunikation kein linearer Austausch von Informationen, sondern ein immaterieller Raum, der im Moment der Begegnung entsteht.
Die künstlerische Praxis ist prozessorientiert und meditativer Natur.
Farbe, Struktur und Rhythmus werden als Resonanzkörper genutzt, um jene feinen Schwingungen und Interferenzen sichtbar zu machen, die zwischen innerer und äußerer Welt wirken.
Die Arbeiten sind nicht Botschaften im herkömmlichen Sinne, sondern offene Erfahrungsräume, in denen sich der Betrachter selbst als Teil eines größeren Kontextes erfährt.
So schafft Dietmar Dehs Werke, die nicht nur betrachtet, sondern betreten werden wollen – als Orte, an denen die Sensibilität des Seins eine Form annimmt.
timeline
- 1984 –1993 – Frühphase mit Aquarellen und Mischtechniken; erste Präsentationen in Bremen und Hamburg
- 1989 – Ausstellung Aquarelle und Mischtechniken, Deutsche Bank, Bremen
- 1989 – 1995 – Videofeedback-Stills: experimentelle Serien blauer Wellen (auf Dias festgehalten)
- 1996 – Erstes Atelier in Lüneburg; Beginn der Arbeit mit Farbrolle
- 1998 – Ausstellung Paradigma, Kanzlei Büttner, Bremen
- 2003 – 2006 – Werke in privaten Sammlungen (u. a. Bremen, Hamburg, Köln, München; Bauhaus-Villa Haus Zuckerkandl, Jena; Schweiz)
- 2006 – Ausstellung ONE, Atelier Hamburg
- 2014 – 2018 – Übergangszeit zwischen Malerei, Text und Musik
- 2019 – Neubeginn in der Malerei, Rückkehr zur Farbrolle
- 2024 – Umzug nach Celle; Beginn des Künstlerduos Gedankenwelt mit Manfred Walter (Wien)
gedankenwelt
Gedankenwelt ist ein künstlerisches Gemeinschaftsprojekt von Dietmar Dehs und Manfred Walter. Ausgangspunkt ist die unsichtbare innere Stimme – jenes ständige, oft unbemerkte Sprechen, das Identität und Selbstverhältnis prägt. Die Künstler transformieren dieses flüchtige, immaterielle Phänomen in visuelle Konfigurationen: farblich verdichtete, raumhaltige Bildflächen, die nicht abbilden, sondern Präsenz erzeugen.
Die Arbeiten verstehen sich als visuelle Manifestationen innerer Kommunikation. In ihnen werden sprachliche und emotionale Selbstbezüge in räumliche Strukturen und chromatische Felder übersetzt. So entstehen Bildräume, die nicht therapieren oder instruieren, sondern einen ästhetischen Erfahrungsraum öffnen: ein Ort, an dem Betrachtende ihrer eigenen inneren Stimme begegnen können – unvermittelt, ohne didaktische Absicht.
Im Diskurs der Gegenwartskunst positioniert sich Gedankenwelt zwischen Malerei als Erfahrungsraum, einer bildhaften Wirklichkeitserfahrung und der Idee von Kunst als Wandlungsprozess.
Gedankenwelt verweist auf die Potenz des Bildes, das Unsichtbare sichtbar werden zu lassen – ohne es zu definieren.